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Es gibt keine Maikäfer mehr Songtext
von Reinhard Mey

Es gibt keine Maikäfer mehr Songtext

Dann bin ich also bei dem zweiten Lied aus der Insektensammlung
Eingefallen ist mir das, weil ich festgestellt habe
Dass ich 25 Jahre lang keine Maikäfer gesammelt habe
Und wenn es bei Ihnen ähnlich lange her sein sollte
Dass Sie das letzte Mal Maikäfer gesammelt haben

Dann möchte ich daran erinnern, wenn Sie es vergessen haben sollten
Die mit dem schwarzen Kopf heißen Schornsteinfeger
Die mit den weißen Härchen auf dem schwarzen Kopf heißen Müller
Oder Bäckermeister, das kommt auf die Region an

Und die ganz großen, schönen Maikäfer, die heißen Kaiser
Das möchte ich lieber vorher sagen, weil wenn man das nicht weiß
Denkt man sich, was will der Lümmel mit ′nem Kaiser dann
Und... ich hab ja sonst keine monarchistischen Tendenzen

Wenn ich vor dem neuen Parkhaus stehe, denk ich manchmal dran
Wie das früher hier mal aussah, eh' der große Bau begann
Da, gleich bei der Einfahrt, an der Kasse, da war Schlüters Haus
Und gleich dort, neben der Schranke, wohnte die alte Kraus


Bei der stieg ich regelmäßig, jedes Frühjahr über′n Zaun
Und genauso regelmäßig, wurde ich dafür verhau'n
In den Garten wagten sich die Nachbarskinder nicht und so
Gab's darin zur Maikäferzeit viel mehr als sonst anderswo

Ich seh mich noch heute loszieh′n, mit dem großen Schuhkarton
Mit den Luftlöchern im Deckel, zu mancher Expedition
Und ich rüttelte an Bäumen, und ich wühlte auch im Moos
Die Erfolge waren prächtig, und mein Trickreichtum war groß

Würd ich heut noch einmal loszieh′n
Blieb mein Schuhkarton wohl leer
Selbst ein guter Käferjäger
Brächte keinen Schornsteinfeger
Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her
Es gibt keine Maikäfer mehr
Es gibt keine Maikäfer mehr

Hin und wieder sah der alte Schlüter meine Beute an
Der war Maikäferexperte, und erinnerte sich dran
Dass die Käfer damals eine Plage waren, dass sogar
Dem, der die meisten einfing, eine Prämie sicher war

Dass die Kinder schulfrei kriegten, für den Maienkäferfang
Und er sagte, dass ihm damals mancher schöne Coup gelang
Und die Zahlen die er nannte, die beeindruckten mich tief
So dass ich mit meiner Beute fast beschämt nach Hause lief


Wenn ich heut noch einmal halb soviel, wie damals fangen könnt
Würd ich wohl zum König aller Maikäfersucher gekrönt
Nicht, dass ich vergessen hätte, wie und wo man welche fängt
Oder aus dem Alter raus bin, wo es einen dazu drängt

Nein, würd ich noch einmal loszieh'n
Blieb mein Schuhkarton wohl leer
Selbst ein guter Käferjäger
Brächte keinen Schornsteinfeger
Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her
Es gibt keine Maikäfer mehr
Es gibt keine Maikäfer mehr

Es gibt wichtigere Dinge, aber ich schreibe trotzdem
Auf ein Birkenblatt die Noten für ein Käferrequiem
Es gibt sicher ein Problem, dessen Erforschung sich mehr lohnt
Als warum denn heut im Parkhaus wohl kein Maikäfer mehr wohnt

Warum kriecht im Eichbaum, der davor steht, keiner im Geäst
Wenn mir diese Frage letzten Endes keine Ruhe lässt
Dann vielleicht, weil ich von ihnen einst gelernt hab wie man summt
Wie man kratzt und wie man krabbelt, wie man zählt und wie man brummt

Wie man seine Fühler ausstreckt und natürlich, weil ich find
Dass sie irgendwie entfernte Namensvettern von mir sind
Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh′n, denn vielleicht schließ ich daraus
Vielleicht geh'n uns nur die Maikäfer ein kleines Stück voraus

Denn würd ich noch einmal loszieh′n
Blieb mein Schuhkarton wohl leer
Selbst ein guter Käferjäger
Brächte keinen Schornsteinfeger
Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her
Es gibt keine Maikäfer mehr
Es gibt keine Maikäfer mehr

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