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A Salty Dog deutsche Übersetzung
von Procol Harum

A Salty Dog Lyrics Übersetzung

"Alle Mann an Deck! Wir sind wieder flott!" hörte ich den Kapitän rufen.
"Erkundet das Schiff! Ersetzt den Koch! Lasst niemanden uns lebend verlassen!"
Durch die Meeresengen, um das Horn - wie weit können Seemänner fliegen?
Ein gewundener Pfad, unser gemarteter Kurs, und niemand verließ uns lebend.

Wir segelten zu Teilen, die dem Menschen unbekannt sind, wo die Schiffe nach Hause kommen um zu sterben.
Kein erhabener Gipfel, geschweige denn eine kräftige Festung konnte es mit dem Auge unseres Kapitäns aufnehmen.
Am siebten seekranken Tag schafften wir es zu unserem Anlaufhafen.
Ein derart weißer Sand, und ein derart blaues Meer - überhaupt kein sterblicher Ort.


Wir feuerten die Kanone ab und brannten den Mast nieder, und ruderten vom Schiff zur Küste.
Der Kapitän weinte, wir Seemänner heulten: unsere Tränen waren die der Freude.
Wie viele Monde und wie viele Junimonate (=Sommer) sind vergangen, seit wir an Land gegangen sind.
Ein alter Seebär, dieses Logbuch eines Seemanns: dein Zeuge meine eigene Hand.



Anm. 1:
Die Ausrufe in den ersten beiden Zeilen ("We've run afloat", "Replace the cook") sind auch schon im Original unsinnig und inhaltlich daher dem Übersetzer nicht anzulasten. Um die Übersetzung wenigstens halbwegs elegant zu machen, wurde im ersten Fall eine deutsche Redewendung ("Wir sind in See gestochen") verfremdet. Dass die wörtliche Übersetzung anders lautet ("Wir rennen auf See!"), ist bekannt.
Anm. zu Anm. 1: Ich halte "run afloat" nicht für unsinnig, denn "afloat" heißt "flott" und ein Schiff kann "wieder flott werden", wenn es zB bei Ebbe auf Grund gelaufen war. Das wäre dann der Start einer neuen Reise. BK


Anm. 2:
"How far can sailors fly?" wurde übersetzt mit "Wie weit können Seemänner fliegen?" "Fly" kann ebenfalls "fliehen" (älteres Englisch, gleichbedeutend mit "flee") oder "wehen"/"flattern" (in Verbindung mit Wind) meinen. Vom derzeitigen Gefühl des Übersetzers her ist die letzte Bedeutung die, die am besten zum Text passen würde, allerdings stoßen bei einem "wehenden Seemann" die deutsche Sprache und die verdauungsgebeutelte Vorstellungskraft des Lesers vermutlich an ihre Grenzen, insofern wurde widerwillig die neutrale Übersetzung gewählt.

Anm. 3:
"How many moons and many junes have passed" - "how many junes" wurde übersetzt mit "wie viele Junimonate", was zwar zugegeben etwas umständlich klingt, andererseits allerdings in der Übersetzung weniger Fragen aufwirft als "Junis".
Anm. zu Anm3: "Junes" reimt sich natürlich wunderbar auf "moons" und dürfte hier wohl "wie viele Sommer" oder eben "wie viele Jahre" bedeuten. Das Original ist natürlich poetischer und nicht wirklich zu übertragen. BK

zuletzt bearbeitet von Georg (GHalder) am 2. März 2022, 9:08

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..ich kann dir ja nicht verwehren, deine ursprüngliche Fassung wiederherzustellen, aber empfehlen kann ich es nicht. Falls du dich doch auf das unsichere Terrain von im Deutschen nicht existierenden Wendungen begeben willst, triffst du auch in dem Fall eine Wahl und legst bis zu einem gewissen Grad eine Richtung fest. Dies Problem - sofern es eins ist - entschärfst du damit nicht wirklich, finde ich.
Denn es ist nun mal so: Jede Übersetzung nimmt dem Leser einen Teil der Interpretation ab..

@B.: Sagen wir mal - es gibt Übersetzungen, die dem Leser ohne Not die Interpretation eines sprachlichen Gebildes abnehmen, was m. E. auch nicht wünschenswert ist. Ich hätte wahrscheinlich weniger Probleme mit der Formulierung, wenn ich wüßte, daß Keith Reid wirklich eine Seereise beschreiben wollte und tatsächlich das Schiff gerade in See gestochen ist oder sich gerade wieder vom Grund gelöst hat.

..Fortsetzung zu eben: Jetzt einfach mal aus der Sicht eines unbedarften Lesers, der bloß wissen will, was der Text bedeutet. Wenn ich da gleich in der ersten Zeile auf einen Ausdruck stoße, den es im Deutschen nicht gibt, dann könnte ich schon Zweifel an der sprachlichen Qualität der ganzen Übersetzung bekommen und das wäre doch schade um die viele Mühe, die du dir bis jetzt gemacht hast..

..ja, schon, aber warum kommt diese Wendung "run afloat" dann in einem Buch über Trockendocks vor? Da wird es ja wohl nicht um experimentelle Lyrik gehen.
Ich bin auch nicht völlig abgeneigt, einer andere Variante zuzustimmen, aber ich hab ein Problem mit Wendungen, die nicht in der deutschen Sprache vorkommen, wenn nicht zu 100% sicher ist, dass die englische Wendung nicht doch eine reale Bedeutung hat.

@B.: Öhm, wir reden aber schon noch über Keith Reid, der Mann mit den 16 vestalischen Jungfrauen, die zur Küste aufbrachen ...?
Keine Ahnung, ob jemand irgendwas Sinnvolles mit seiner jeweiligen Lyrik aussagen will. Reid gehört für mich zu den Leuten, die eher mit Sprache spielen, mit ungewöhnlichen Wortkombinationen und Assoziationen gezielt Gefühle hervorrufen wollen.
Ja, "afloat" gibt's im Wörterbuch. "run afloat" aber halt nicht.

..das Problem gibt es in fast jeder Übersetzung, denke ich. Man kann kann halt nicht immer sicher wissen, welche Variante der Texter nun meinte. Man sollte aber schon davon ausgehen, dass er etwas Sinnvolles sagen wollte. (Zumindest bedeutet ja "afloat" laut leo.org "flott".)

@B.:
Wenn aber die Wortwahl von Reid nicht eindeutig ist, dann wäre die aktuelle Übersetzung demnach falsch, da in der aktuellen Variante ja durchaus etwas sehr Eindeutiges ausgesagt wird.

..wie ich schon sagte: Scheint nicht eindeutig zu sein, aber ist ja dennoch ein exzellenter Texter. Wir müssen also weiter rätseln. Außer, jemand fände die Mailadresse von Keith Reid...

@B.: Das tat ich bereits vor meiner Übersetzung. Mir hat ein irischer Ex-Arbeitskollege erzählt, daß er bei "run afloat" eine Assoziation zog zu "run aground/ashore" ("auf Grund laufen"), was aber eben nicht heißt, daß hier ein Schiff wieder flott wird, nachdem es auf Grund lag; eine australische Ex-Kollegin stellte die Überlegungen an, daß der Poet durch unübliche Wendungen Zweifel sähen wollte an der Kompetenz bzw. Erfahrenheit des Kapitäns.

..ein paar Neuigkeiten dazu: Unter
https://lyricstranslate.com/de/salty-dog-ein-alter-seeb%C3%A4r.html
findet sich eine weitere deutsche Übersetzung, in der exakt dieselbe Formulierung (unabhängig von mir) gewählt wurde. Ein befreundeter native speaker (allerdings ohne nautischen Background) meinte, dass es das durchaus bedeuten könne, allerdings sei die Zeile auch für ihn nicht wirklich eindeutig...

@Ulrich..da wir ja alle keine native speaker sind, könnten wir versuchen, die Debatte aufzulösen, indem wir echte native speaker in unserem Umfeld befragen, was der Ausdruck "we run afloat" sinngemäß bedeuten könnte. Die Bilder, die wir selbst dazu im Kopf haben, können uns der Lösung ja nicht näher bringen. (Dass es die Wendung in der englischen Sprache prinzipiell gibt, also keine Erfindung von Keith Reid ist, habe ich ja schon belegen können.)

@B.: Sicher ist es ein poetischer Text, und deshalb glaube ich auch nicht, daß Keith Reid viele Gedanken daran verschwendet hat, besonders originelle Formulierungen für "wieder flott machen" zu finden. Um genau zu sein glaube ich sogar exakt das Gegenteil, nämlich daß hier überhaupt nichts auf Grund lag und das Lied quasi auf hoher See, völlig außerhalb der Sichtweite von Ufern einsetzt. Ich glaube, daß hier keine *neue* Reise einsetzt, sondern *die* Reise immer noch fortgesetzt wird.

..Nachtrag dazu:
Auch "explore the ship" (direkt nach "afloat") macht mehr Sinn, wenn man vorher auf Grund lag, denn man muss als erstes das Schiff auf kleine Lecks untersuchen, die beim Bodenkontakt entstehen können...

@Ulrich: ..kommt zwar selten vor, aber ich hab "run afloat" in einem technischen Buch über Trockendocks gefunden. Aus dem Zusammenhang konnte man erkennen, dass es wohl "wieder flott werden" bedeuten kann, auch wenn das vielleicht nicht die übliche Formulierung ist. Es handelt sich um einen poetischen Text, der nicht immer die gängigsten Vokabeln benutzt.

@B.:
Wie an anderer Stelle geschrieben - daß ein Schiff auf Grund läuft, passiert, daß es danach wieder flott wird, ebenfalls. Dafür gibt es entsprechende Begriffe, zum Beispiel im Deutschen "etwas flottmachen", im Englischen "to refloat". Wenn "run afloat" ein gängiger Begriff WÄRE, dann würde man ihm sicherlich irgendwo außerhalb dieses Liedtextes begegnen, aber das ist - zumindest nach meinen Recherchen - nicht der Fall.

In der ersten Zeile: "run afloat" bedeutet nach meiner Meinung "wieder flott sein", nachdem möglicherweise das Schiff bei Ebbe auf Grund gelaufen war.

Wolfgang

Jedenfalls wäre es wohl zu einfach zu glauben, die Seeleute hätten einfach eine schöne tropische Insel entdeckt. Es muss sich aus meiner Sicht um etwas Höheres handeln, deswegen meine Assoziation mit dem Nirvana. Aber natürlich hat da jeder so seine Sehnsüchte und Visionen.

Wolfgang

@Ulrich: Jedenfalls stirbt das bisherige Leben, das scheint ja schon zu Beginn der Reise klar. Und wenn man den Mast zerstört, bricht man ja auch die Brücken hinter sich ab. Das ist ja eine aktive Aktion. Anscheinend genügen dann verschiedene potenzielle Sehnsuchtsorte dem Kapitän nicht . Erst der letzte Ort wird es dann. Ich neige dazu, die Formulierung "no mortal place" weniger als "kein Platz zum Sterben" zu verstehen als "kein vergänglicher Ort", vielleicht auch kein irdischer Ort.

@Wolfgang:
Leben und Sterben - da wären wir im Kern beisammen. Sehnsucht ... möglich, ich höre eher eine Akzeptanz heraus. Das Willkommenheißen durch einen Salutschuß, unmittelbar gefolgt vom Niederbrennen des Mastes und dem Rudern zum Ufer - es wirkt eher wie ein Sich-Fügen, das Loslassen vom Schiff und der unmittelbar einsetzenden Konsequenz. Ich hatte nach der ersten Strophe nicht unbedingt den Eindruck, daß das das Ziel der Reise war - sondern daß es sich eher so ergeben hat.

Wolfgang

Ich sehe es auch so, dass man das ganze symbolisch und metaphorisch sehen muss. Deshalb hilft auch eine zu wörtliche Übersetzung nur im ersten Anlauf, danach muss man doch schauen, worum es sinngemäss geht und sich von der wörtlichen Übersetzung lösen. Ich habe den Eindruck, auch angesichts der melancholischen Musik, der melancholischen Stimme und des Textes, es geht schon um den Übergang von Leben und Sterben, vielleicht sogar um eine Sehnsucht danach, vielleicht nach dem Nirwana?