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Abends an deinem Bett Songtext
von Reinhard Mey

Abends an deinem Bett Songtext

Und wieder steh' ich schweigend hier
An deinem Bett und streiche dir
Noch einmal leis' über das Haar
In tiefem Schlaf liegst du vor mir
So friedlich wie ein kleines Tier
Das einen Tag lang emsig war
Und deine Hilflosigkeit rührt mich,
Dass es mir die Kehle schnürt
Und wieder kommt's mir in den Sinn
Dass ich nun Sorge trag' für dich
Ich alter Bruder Liederlich –
Wie wichtig ich auf einmal bin!

Abends, an deinem Bett, zerrinnt
Das Wichtige zur Nichtigkeit
Ratlos und voller Dankbarkeit
Steh' ich vor dir, und ich empfind'

So etwas wie Demut, mein Kind


Ich gehör' mir nicht mehr allein,
Nein, ganz frei werd' ich nie mehr sein
Ganz sorglos und ganz unbeschwert
Jede Entscheidung, jeden Schritt
Jeden Gedanken lenkst du mit
Solange, wie ich denken werd'
Aber meine Sorglosigkeit
Bin ich zu tauschen gern bereit
Und meine Ruhe geb' ich her
Für das Knäuel, das sich an mich hängt

Den Freudenschrei der mich empfängt
Wenn ich am Abend wiederkehr'

Abends, an deinem Bett, zerrinnt
Das Wichtige zur Nichtigkeit

Ratlos und voller Dankbarkeit
Steh' ich vor dir, und ich empfind'
So etwas wie Demut, mein Kind

Nun gute Nacht, dein Tag war lang
Wenn es mir nicht so ganz gelang
Für dich zu sein, wie ich gern wär'
Dann hab' Geduld mit mir, weißt du
Ich lerne noch soviel dazu
Morgen weiß ich vielleicht schon mehr
Und wenn ich ungeduldig war
Schroff und ungerecht sogar

Dann musst du mir bitte verzeih'n
Ich sollt' es wissen, eigentlich
Der größ're von uns zwei'n bin ich –
Könnt' ich doch auch der Weis're sein!


Abends, an deinem Bett, zerrinnt
Das Wichtige zur Nichtigkeit
Ratlos und voller Dankbarkeit
Steh' ich vor dir, und ich empfind'
So etwas wie Demut, mein Kind

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